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Wir in Li­li­en­thal

Eine Zusammenstellung verschiedener Motive aus Lilienthal: der alte Bahnhof, Menschen mit und ohne Behinderung machen Ausflüge in die Natur

„Wenn der Wind der Ver­än­de­rung weht, bau­en die ei­nen Mau­ern und die an­de­ren Wind­müh­len“ sagt ein al­tes chi­ne­si­sches Sprich­wort.

Wir in Li­li­en­thal ge­hö­rten und ge­hö­ren ein­deu­tig zu den Wind­müh­len-Bau­ern, denn wir ha­ben auch be­vor der Be­griff der „In­klu­si­on“ in al­ler Mun­de war, im­mer dar­an ge­ar­bei­tet, Men­schen mit Be­hin­de­run­gen mo­der­ne und in­di­vi­du­el­le An­ge­bo­te zu ma­chen.

Aber kein Be­griff ist wohl ab­hän­gi­ger von Zeit und Sicht­wei­sen als je­ner der „Mo­der­ne“.

Kaum vor­stell­bar ist es zum Bei­spiel, wenn man heu­te die park­ähn­li­che Um­ge­bung und die of­fe­ne, freund­li­che At­mo­sphä­re der Li­li­entha­ler Dia­ko­nie gGmbH er­lebt, dass un­se­re Ge­schich­te mit ei­nem zur Ge­mein­de Li­lie­t­hal hin ab­ge­schot­te­ten „An­stalts­ge­län­de“ be­gon­nen hat. In den 1960er Jah­ren war es all­ge­mei­ner Kon­sens, den Schutz der Men­schen mit Un­ter­stüt­zungs­be­darf und die Für­sor­ge als Ar­beits­prin­zip in den Vor­der­grund zu stel­len. Dazu pass­ten die Über­le­gun­gen, das Ge­län­de mög­lichst nach „au­ßen“ ab­zu­gren­zen und alle „För­der­maß­nah­men“ für Men­schen mit Un­ter­stüt­zungs­be­darf als Dia­ko­nie selbst zu ge­stal­ten an­statt An­ge­bo­te ge­mein­sam mit den nicht be­hin­der­ten Li­li­en­tha­ler Bür­ge­rin­nen und Bür­gern zu ent­wi­ckeln oder be­ste­hen­de Struk­tu­ren zu nut­zen. Schon die Wahl des Bau­plat­zes un­se­re Häu­ser drück­te die Hal­tung der Zeit aus: „Auf der an­de­ren Sei­te des Gra­bens“ der Ge­mein­de Li­li­en­thal – se­pa­riert von den Men­schen ohne Be­hin­de­run­gen im Kern­ort. Doch auch schon da­mals gab es im­mer wie­der be­wuss­te Kon­tak­te in die Ge­mein­de – eine Selbst­ver­ständ­lich­keit war das Zu­sam­men­le­ben von be­hin­der­ten und nicht-be­hin­der­ten Bür­ge­rin­nen und Bür­ger aber nicht.

Um im Bild der Wind­müh­le zu blei­ben: seit ei­ni­gen Jah­ren weht der „Wind der Ver­än­de­rung“ in Li­li­en­thal noch stär­ker: Be­flü­gelt durch die in der UN-Be­hin­der­ten­recht­kon­ven­ti­on fest­ge­schrie­be­nen Ge­dan­ken der glei­chen Rech­te von Men­schen mit und ohne Be­hin­de­run­gen mit dem Ziel ei­ner „in­klu­si­ven Ge­sell­schaft“, ge­stal­ten auch wir un­se­re Dienst­leis­tun­gen im­mer stär­ker an der ein­zel­nen Per­so­n ori­en­tiert und so im di­rek­ten Dia­log mit Ih­nen. In­klu­si­on ver­ste­hen wir da­bei als eine Ge­mein­schafts­auf­ga­be von Men­schen mit und ohne Be­hin­de­run­gen, von Fach­kräf­ten und „Lai­en“ – denn es geht um nichts we­ni­ger als um die Ge­stal­tung ei­ner Ge­sell­schaft, die nie­man­den von vor­ne her­ein auf Grund von be­stimm­ten Merk­ma­len – wie ei­ne Be­hin­de­rung – aus­schließt.

Wir als Fach­kräf­te ver­ste­hen uns seit je­her als Part­ne­rin­nen und Part­ner bei der Ver­wirk­li­chung von in­di­vi­du­el­len Le­bens­ent­wür­fen der Men­schen mit Un­ter­stüt­zungs­be­darf und freu­en uns da­her be­son­ders über die Chan­ce, Un­ter­stüt­zungs­leis­tun­gen ge­mein­sam mit ih­nen neu zu den­ken.

Die­ kla­re Ori­en­tie­rung an der Be­hin­der­ten­rechts­kon­ven­ti­on hat Aus­wir­kun­gen auf alle Be­rei­che un­se­rer Ar­beit – nicht zu­letzt auch auf un­se­re Spra­che. Wa­ren Be­grif­fe wie „An­stalt“, „Ein­rich­tung“, „Ge­län­de“ und „un­se­re Be­woh­ner“ über vie­le Jah­re selbst­ver­ständ­li­che Be­schrei­bun­gen un­se­rer Ar­beit, den­ken wir auch hier um. Denn alle die­se Be­grif­fe drü­cken Ab­ge­schlos­sen­heit und Hier­ar­chie­ver­hält­nis­se aus und pas­sen nicht zu un­se­ren Ide­en ei­ner Be­geg­nung von Men­schen mit und ohne Be­hin­de­run­gen als Bür­ge­rin­nen und Bür­ger. Heu­te spre­chen wir von „Wohn­an­ge­bo­ten“, „Men­schen mit Un­ter­stüt­zungs­be­darf“ und ver­ste­hen das „Ge­län­de“ als ei­nen Orts­teil vom Li­li­en­thal, der Men­schen mit und ohne Be­hin­de­run­gen eine hohe Auf­ent­halts­qua­li­tät als ein le­ben­di­ger So­zi­al­raum bie­tet.

Klingt mo­dern? Fin­den wir auch! Wir la­den Sie herz­lich ein, ge­mein­sam an ei­ner in­klu­si­ven Ge­sell­schaft mit­zu­ge­stal­ten!

Eine Wiese mit Wildblumen vor den Häusern der Diakonie